Ja, wie fing ich eigentlich an, mit den Cairns? Tiernärrisch war ich schon immer gewesen. Als ich nach dem Abitur vor der Berufswahl stand, schickt mir Verwandte aus England „Our Dogs“ mit vielen Anzeigen vom Trainingsschools für Kennelmaids und Stellenanzeigen.

Ich war begeistert, mein Vater fand es eine abenteuerliche Idee, aber er meinte, dass ich auf diese Weise wenigstens gut Englisch lernen würde. Und so kam ich dann als Trainer in einen kleinen Terrierzwinger an der wunderschönen Küste von Southwales bei Tenby. Dort gab es Foxterrier, Schotten, Westies und Cairns. Von dieser Rasse hatte ich noch nie etwas gehört.

Da sie ja die Lieblingshunde des damaligen Prince of Wales und späteren Königs waren, erlangten sie in jenen Jahren schnell eine große Popularität. Und schon dort in Wales verlor ich mein Herz an die kleinen Kobolde, mit denen ich ausgedehnte Spaziergänge über die ginsterbedeckten Hochebenen machte, oder unten an der Küste in Sand und Wasser herumtollen konnte. Aber vorerst waren noch Airedales meine bevorzugte Rasse. Deshalb ging ich an die Ardross-Training-School. Dort war Molly Harbutt, später Mrs. Harmsworth (Bengal) Headkennelmaid.

Sie empfahl mich an die „Aislaby“-Hayes. Mir wurde der große Vorzug zuteil, dass diese mich für ein halbes Jahr in ihr Haus aufnahmen. Hier lernte ich alles über Terrierzucht und Ausstellung. Ich lernte Trimmen bei George Barthley, dem Manager des weltberühmten Crackley-Foxterrierzwingers, der auch das Handling der „Aislaby-Airedales“ übernommen hatte.

Ich habe GB.Champ. Aislaby Aethling auf all seinen Triumphen begleitet und Champ. Aislaby Aethelstas aufgezogen. Aber dann musste ich nach Deutschland zurück, weil man damals schon kein Geld mehr ins Ausland schicken durfte. Trotzdem schaffte ich es, mir drei Cairn Terrier mit nach Hause zu nehmen, aus führenden Zwingern, die es heute leider nicht mehr gibt, Mrs. Rudlands "Trashurst-Cairns" und Capt. Townleys "Carysfort-Cairns".

Hier in Deutschland kam ich gerade rechtzeitig zur ersten Weltsiegerausstellung in Frankfurt, wo ich Erich Braeckow kennen lernte, der das unerfahrene junge Mädchen unter seine Fittiche nahm.Meine erste Ausstellung in Deutschland war die Grüne Woche in Berlin und Dr. Prinzing der erste Richter, der meinen Cairns dort einen Preis gab. Ich blieb dann zur Berufsausbildung in Berlin, immer begleiteten mich meine Cairns.

Und wenn andere sich über ihre Zimmerwirtinnen beklagten, ich konnte es nicht, denn ich habe auch im möblierten Zimmer Hunde züchten dürfen, und meine Wirtinnen betreuten mir die Welpen, wenn ich im Examen saß oder verreisen musste! Durch meine Mutter waren wir mit Dr. Lutz Heck, dem Direktor des Berliner Zoos befreundet, und so hat meine Cairnhündin Morag of Sandsland einmal im Quarantänehaus des Zoos zwischen einer Leopardin und einer Riesenschlange ihre Kinder bekommen. Und dann kam der Krieg mit all seinen Nöten und seinen Bombennächten in der großen Stadt Berlin.

Obwohl Hunde eigentlich nicht in den Luftschutzkeller durften, meine Cairn waren immer mit uns im Keller, und niemand im Haus protestierte. Zum ersten Mal mussten sie zurückstehen als ich meinen Mann kennen lernte, aber sie verstanden schnell, auch sein Herz zu gewinnen und verteilten ihre Liebe auf uns beide.

Und später erschien plötzlich so ein quäkendes Bündel in der Wohnung. Das gefiel ihnen erst gar nicht, aber als wir dann nach schlimmen Bombenangriffen hier nach Westdeutschland kamen, da verteidigten sie den Waschkorb mit dem strampelnden Etwas erbittert gegen alle Fremden.

Nach der Währungsreform konnte ich wieder ernsthaft anfangen zu züchten. Ich beschaffte mir frisches Blut aus England, Redletter, o`the Braes und Uniquecottage. Und hatte bald eine genügend breite Basis für meine Zucht. Tessa o´the Braes und ihr Sohn Allerleirauh Orion wurden 1956 in Dortmund Weltsieger, Allerleirauh Alberich und Allerleirauh Eileen ebenfalls 1973 in Dortmund. Und wenn ich in der Zwischenzeit auch endlich Airedales züchten und ausstellen konnte (es bedeutet einen viel größeren, sportlichen Reiz, diese großen, eleganten Terrier fertig zumachen und vorzuführen), mein Herz gehört den Cairns, diesen hochintelligenten, genügsamen Hunden, die draußen so fröhlich toben und im Haus nie stören oder sich aufdrängen.

Die genau alle Stimmungen und Gefühle mitempfinden, uns trösten können oder mit uns fröhlich sein, frech und aggressiv oder weich und anschmiegsam sind. Jeder Cairn hat seine eigene Persönlichkeit, er tut freiwillig alles für seinen Herrn, aber er lässt sich nur widerwillig Kunststücke beibringen, obwohl sich jeder seine eigenen kleinen Tricks ausdenkt. Viele von ihnen können deutlich lachen und regelrecht sprechen, wenn man die Modulationen einer Hundestimme versteht, und alle können sie Gedanken lesen. Dem Spazierengehen, der Jagd und dem Autofahren gehört ihre ganze Leidenschaft.

Ein neuer Wurf, der zur Welt kommt, ist für mich immer wieder ein Wunder, wenn die Welpen alle gesund und lebensfähig sind und wenn ich sie dann von Tag zu Tag sich entwickeln sehe, von der Mutter betreut und beschützt, wenn das Rätseln beginnt, welches nun der oder die Beste im Wurf wird und ob wohl wieder ein künftiger Champion dabei ist.

Und sie sollen alle ein besonders gutes neues Zuhause finden. Dabei ist es meine größte Genugtuung, dass es Familien gibt, in denen nun schon die dritte oder vierte Generation Allerleirauh Cairns lebt.

Immer, wenn ein geliebter kleiner Kamerad in den Hundehimmel eingekehrt war, musste ganz bald ein Nachfolger ihn ersetzen......